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Rassecheck mit Malte - Der Harzer Fuchs

Aktualisiert: 13. Juni 2021

„Ist das ein Schäferhund?“ – Das ist wohl die am häufigsten gestellte Frage, wenn wir mit Malte, unserem 11 Wochen alten Welpen beim Spazierengehen angesprochen werden. Die Antwort lautet „Jain“. Warum das so ist und was den Harzer Fuchs so besonders macht, erfahrt ihr in diesem Rassecheck.


Bildrecht: Tina Schäfer Fotografie

Typisches Erscheinungsbild und Eigenschaften nach Rassestandard: Der Harzer Fuchs wird im Sprachgebrauch oft mit zu den Altdeutschen Schäferhunden gezählt. Diese sind jedoch nicht FCI anerkannt, deshalb gibt es keine festgelegten Rassestandard. Wenn man es genauer nimmt, so gehört der Harzer Fuchs eher zu den Altdeutschen Hütehunden, zu denen noch weitere Schläge gehören. Auch der Altdeutsche Hütehund und der Harzer Fuchs sind nicht FCI anerkannt. Wo es keine Rassestandards gibt, da entsteht viel Variation und so ist das Erscheinungsbild des Harzer Fuchses äußerst vielfältig. In den meisten Rassebeschreibungen liest man, dass der Harzer Fuchs eine Größe von 50-60 cm Wideristhöhe erreicht und zwischen 20-30 kg wiegt. Es kommt aber auch immer wieder vor, dass man wesentlich kleinere Leichtbauten mit einer Höhe von 40 cm, oder auch Riesenexemplare mit knapp 40 kg trifft. Auch das weitere Aussehen ist sehr variabel. Es gibt sie mit Schlapp- und mit Stehohren. Ihre Fellfarbe variiert zwischen beige-rot, braun-rot oder fast schon fuchsig-rotem Fell. Dabei sind auch dunkle Gesichtsmasken oder helle Lätzchen möglich. Eines gemein ist Ihnen stets das langstockhaarige Fell, welches sie mit einer dichten Unterwolle zu sehr wetterfesten Begleitern macht. Ihre dunklen Knopfaugen oder strahlend gelben Äuglein sind in jedem Fall sehr aufmerksam, denn gezüchtet wurden sie in Mitteldeutschland als Hütehunde für das Harzer Rotvieh (Rinder) und später auch Schafe. Für diese Aufgabe brauchte man furchtlose, intelligente, aber auch kooperationsfähige Vierbeiner, die in schwierigen Situationen jedoch auch eigene Entscheidungen treffen mussten. Die fehlenden Rassestandards führten zu einem großen Genpool. Die Tiere wurden nach Charaktereigenschaften und nicht nach Optik gezüchtet. Dies kann auch heute noch einen verstärkten Hütetrieb (was letztendlich auch nur ein modifizierter Jagdtrieb ist) nach sich ziehen. Dessen muss man sich wie bei allen Hütehunden bewusst sein. Da die „Rasse“ nicht überzüchtet ist, sind sie sehr robust bezüglich Krankheiten und es gibt sehr selten Unverträglichkeiten.

Erfahrungen aus dem Alltag: Maltes Lernwilligkeit haben wir vom ersten Tag an gespürt. Er kann, sofern er noch nicht überarbeitet ist, seine Aufmerksamkeit gebündelt auf uns richten und ist dann sehr aufnahmefähig. Dennoch hat er ab und an seinen eigenen Kopf und, wie bei Hütehunden oft typisch, entfleucht ihm doch der ein oder andere Frustbeller. Der Harzer Fuchs ist für seine Sportlichkeit bekannt, dennoch empfiehlt es sich in den ersten 1-2 Jahren eher auf kognitive Arbeit, statt auf sportliche Höchstleistungen zu setzen.

Damit habe ich nicht gerechnet: Mit Malte haben wir bisher großes Glück. Er ist im Allgemeinen recht ausgeglichen und findet schnell zur Ruhe. Entgegen vieler Quellen bezüglich der Füchse kann sich Malte sehr schnell beruhigen und zurücknehmen. Insgesamt ist er ein sehr freundliches, aufgeschlossenes Kerlchen, welches bisher keinerlei Aggressionen zeigt. Dennoch erziehen wir ihn mit viel Konsequenz und fördern seit Tag eins unsere Bindung. Bisher scheint dies gut zu gelingen, denn er ist ein wahrer Kuschelkönig und liebt die Nähe zu uns. Vielleicht gerade wegen dieser Bindung fällt ihm das Alleinsein wahnsinnig schwer. Dies sollte so früh wie möglich geübt werden.

Für wen ist der Harzer Fuchs denn nun der richtige Wegbegleiter? An dieser Stelle wäre es sehr einseitig von Malte auf andere Füchse zu schließen. Er ist unser erster Hund und wir sind im Grunde blutige Anfänger, doch er macht es uns bisher erstaunlich leicht. Im Austausch mit anderen Harzer Fuchs Besitzern habe ich jedoch gelernt, dass der Harzer Fuchs eine richtige Wundertüte sein kann. Es lohnt sich also bereits bei der Welpenauswahl das Verhalten der einzelnen Individuen genau zu beobachten. In jedem Fall sollte man bereit sein, den Hund kognitiv zu fördern und zu fordern, da er dir andernfalls eines Tages mit guter Wahrscheinlichkeit über Tisch und Bänke gehen wird. Um das zu verhindern sollte man zeitgleich viele Ruheübungen in den Alltag einbringen und in den ersten Jahren seine sportliche Affinität bezüglich des Hundes zurückschrauben. Doch warum haben wir uns für die Rasse entschieden? Einer der wichtigsten Gründe war die Robustheit bezüglich jeglicher Krankheiten, die Belastbarkeit und Lernwilligkeit. Ebenso ist für mich die hohe Lebenserwartung von 16 Jahren ein großer Pluspunkt.

Wer sich für einen Harzer Fuchs entscheidet, hat meist einen treuen, spielfreudigen und aufgeweckten Begleiter. Man muss mit vielem rechnen, aber nicht alles muss oder wird eintreten. Dennoch sollte man sich gut über die „Rasse“ und die Eigenschaften von Hütehunden allgemein informieren. Leider gibt es zu den Füchsen und auch zu den Altdeutschen Hütehunden kaum einschlägige Literatur. Um einen guten Grundstein zu legen empfehlen wir bereits von Beginn an zielgerichtet und konsequent zu Erziehen. Hierbei empfiehlt sich zum Beispiel das Buch „Welpenschule – Das 8-Wochen-Training“ vom Kosmos-Verlag. Es bietet einen ausführlichen Leitfaden für die ersten Wochen mit eurem Welpen - egal welcher Rasse. Enden möchte ich mit einem in meinen Augen sehr passendem Zitat zu unserem Malte.

"Hütehunde zeichnen sich nicht nur durch eine unglaubliche Loyalität und Liebe zu ihren Menschen aus und nicht nur durch den unbedingten Willen, alles richtig zu machen, sie sind außerdem sehr selbständig, zuverlässig und aktiv."

- Ute Rott


Autorin: Anne Vahldieck

Instagramaccount: malte_the_fox

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